Wölfe in der Heide

Was macht eigentlich ein Rentner so?

Ich wollte mal sehen, was in der Welt so los ist. Bin deshalb jetzt „Chronist“ für unser Kreisblatt. Gelegentlich bekomme ich als solcher Aufträge, einen Artikel zu schreiben und über Veranstaltungen im Landkreis zu berichten. Do komme ich nun in verschiedene "Szenen" und eben nicht nur in die kirchliche ... War da z.B. bei der „Bürgerinitiative wolfsfreie Dörfer“. Es war wirklich interessant.

 

Wußtet ihr z.B. ...

-         dass in Russland auf 1.000 qkm 1 Wolf lebt, in Kanada sind es 6? Allein in Niedersachsen (47.614 qkm) gibt es ca. 350 Wölfe, also ca. 7-8 je 1.000 qkm.

-         dass ein ausgewachsener Wolf so groß wie ein Pony ist und über 1,60 m hohe Elektrozäune springen kann?

-         dass Wölfe 2-4 kg Fleisch täglich brauchen (sie fressen nämlich kein Gras!) = 255.550 kg jährlich bei 350Tieren (nur 2 kg)? Ein erwachsener Wolf braucht 3-4 kg täglich = ca. 60 Rehe oder 16 Rothirsche im Jahr.

-         dass es 2020 bereits 49 Wolfsangriffe mit 199 getöteten Nutztieren gab?

-         dass sich die Population der Wölfe alle drei Jahre verdoppelt?

-        dass trotz intensiver und teuer Schutzversuche der Wolf immer schlauer ist und so Schafe, Ziegen, Kälber, Ponys oft leichte Beute sind?

-         dass manchmal Hirtenhunde zu zweit einem Rudel von 12 Wölfen gegenüberstehen und entsprechend keine Chance haben? Außerdem locken sie die schlauen Wölfe sogar von der Herde weg und fallen dann dort ein.

-       dass Schäfer keine wirklich gefährlichen Hütehunde einsetzen können, weil diese auch für Menschen (Touristen) gefährlich sein können?

-       dass eine von 12 Schäfereien in der Heide bald bereits aufgeben muss, weil ständig die Schnuckenherde dezimiert wird?

-       dass aber die Heide auf die Schnuckenherden angewiesen ist und anders kaum erhalten werden kann? Jahrzehntelange Bemühungen um eine Kulturlandschaft werden so gefährdet.

-       dass Gleiches auch für die Deiche an Elbe und Nordsee gilt? Ohne Schafe werden sie marode.

-       dass bei Verlust von Schafen und Schnucken auch der Tourismus leidet?

-       dass durch viele und hohe Schutzzäune andere bedrohte Arten betroffen sind, z.B. das Birkhuhn?

-       dass bei steigender Wolfspopulation immer mehr Zäune gebaut werden müssen und Tiere und Menschen sich alles andere als frei bewegen können?

-       dass die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht noch nicht bedeutet, dass er tatsächlich geschossen und der Bestand reguliert wird?

-       dass andere Länder ihre Wolfspopulation begrenzen (Frankreich 500, Schweden 300) und den Bestand entsprechend regulieren?

-       dass auch sogenannte „Wolfsgegner“ den Wolf nicht ausrotten, sondern ihn behandelt wissen wollen, wie andere Tiere auch?

-       dass auch Weitetierhalter mit dem Wolf leben wollen? Allerdings fordern sie, dass er weiß, dass er sein Leben riskiert, wenn er sich Dörfern, Weiden und Tiergehegen nähert.

-        dass Weidetierhalter Höchstgrenzen des Wolfsbestandes, ausgewiesene Schutzgebiete (z.B. Truppenübungsplätze) und unbürokratische Entschädigungen fordern, zudem ein funktionierendes Management und Solidarität statt Schuldzuweisungen?

 

Nun denn, ihr merkt, dass mich die Argumente durchaus überzeugen. Ja, der Wolf muss geschützt werden! Aber der Mensch, seine Tiere und die weitere Natur müssen auch geschützt werden. Zumindest in Darstellung der Tierhalter ist dieses Gleichgewicht schon jetzt bedroht – zumindest in einigen Regionen. Sie fordern Solidarität von den Städtern. Man kann nicht in Heide und an den Deichen Tourist sein wollen, aber der unbegrenzten Verbreitung von Wölfen zustimmen. Man kann nicht darauf pochen, sich überall frei und sicher zu bewegen, aber immer mehr Zäune zulassen. Man kann nicht Fleisch von freien und fröhlichen Tieren konsumieren wollen, aber gleichzeitig Schafe, Rinder usw. von der Weide in Ställe verbannen, um sie vor dem Wolf zu schützen.

 

Die Diskussion um den Wolf in unserer Region läuft schon lange. Ich halte eine differenzierte Argumentation für wichtig, fern von ideologischen Verbohrtheiten. Wir leben mit dem Wolf – und das ist gut so. „Wir“ betrifft jedoch momentan vor allem die Landbewohner der stark vom Wolf bewohnten Gebiete. Folglich sollten auch die auf der Suche nach akzeptablen Weisen einer halbwegs friedlichen Koexistenz besonders gewichtig mitreden dürfen.