aufgeräumt und ausgesät ...


Die blaue Tonne

Ich räume auf.

Seit Jahren habe ich nicht hineingeschaut, in Zeitschriften und Materialsammlungen.

Welch ein Reichtum.

Wissen für diverse Weiterbildungen, Methoden und Spiele für hunderte Gruppenprogramme, supergute Ideen zur Entwicklung von Menschen, Teams und Gemeinden. Geistliche und weltliche Seelennahrung, zum Lachen, Weinen und Trösten.

Ungenutzt.

Versteckt und abgelegt.

Die Schränke sind voll davon, Regale quellen über. Und nun die blaue Tonne.

 

Welch Verschwendung!

Hunderte Autoren haben abertausende Stunden damit zugebracht, all das aufzuschreiben.

Schlaflose Nächte, zerriebene Nerven, Familienentzug, Kopfschmerz und schmerzende Augen vor Monitoren – was mögen die ungezählten Wörter in meiner Tonne gekostet haben? Und was bedeutet?

Stolz, Erfolgserlebnis, Ehre, Begeisterung, Genugtuung, Ermutigung, Korrektur, Gemeinschaftserlebnis – jene Autoren meiner Tonnentexte waren vermutlich die ersten, die von dem profitierten, was sie schufen. Hoffentlich.

Vielleicht auch die Letzten. Danach landeten die Schätze in Büros und Arbeitszimmern, in Kartons und Ordnern. Schön sortiert, wenn’s gut lief. Aber ungenutzt. Kalt gestellt.

 

Erfahrungen von Jahrzehnten warten nicht auf Abruf sondern auf das Müllfahrzeug.

Recycelt werden nicht Worte, Gedanken und Inhalte, sondern nur das Papier, das sie zu binden versuchte. Wiederaufbereitung der Rohstoffe. Aber Verlust der Wertsachen.

Entsorgung von etwas, um das ich mich nie gesorgt habe. Nur gesammelt und gehortet.

So, als hätte ich. Aber ich hatte nichts davon. Oder fast nichts. Außer Platzprobleme.

 

Seltsam. Jetzt, da die Tonne voll ist, sind Regale und Schränke genau besehen nicht wesentlich leerer. Meine wirklichen Schätze habe ich nicht rausgerückt, nicht dem Recycling anvertraut. Ich halte sie fest. Vielleicht kann ich sie ja später noch mal gebrauchen.

Und sie erinnern mich. An Zeiten des Aufbruchs, als ich noch alles gegeben habe, als mein Leben Hingabe war und Weitergeben dessen, was ich empfangen hatte. Seltsam.

 

Sollte auch der Rest sich am Ende als verschwendet erweisen und in der Tonne landen? Vermutlich.

Das Gleichnis vom vierfachen Acker (Mk.4)

In der Predigt ging es heute um Erfolg und Misserfolg. Das hat mich inspiriert.

 

Das Ende der Geschichte entscheidet.

Wie immer. Du lebst. Du arbeitest. Du erziehst Kinder. Du setzt dich ein für das, was dir wichtig ist. Hoffentlich wie der Sämann mit ganzem Einsatz. Hundert Prozent.

 

Und am Ende bringt es vielfältige Frucht.

Es kommt was dabei raus! Die Investition lohnt sich allemal, wird weit übertroffen von dem, das da wächst. Ein reiches, reifes Kornfeld ...

So jedenfalls stellt Jesus es dar.

 

Ich sehe es oft anders.

Dreiviertel sind Misserfolg. Ab in die Tonne. Umsonst. Nicht nutzbar.

Wir predigen das Wort Gottes. Aber sie wollen nicht. Die einen kümmern sich nur um ihre Alltagssorgen, die anderen bleiben völlig unzugänglich und hart wie Stein. Und das dritte Viertel lässt sich ständig ablenken von dem, was wirklich wichtig ist.

Normal ist der Misserfolg.

 

Es gibt Christen, die Mangel und Misserfolg geradezu programmatisch vertreten. „Die Menschen wollen es nicht, das Wort Gottes. Wir streuen es aus – aber es bringt nichts. Also lassen wir es lieber.

Wir müssten den Boden bereiten. Und Wege und Felsen aussparen. Nur jene zu erreichen versuchen, die empfänglich sind. Nur religiös Suchende. Nur in gut und strategisch durchdachter Vorgehensweise  ...

Und selbst dann. Am Ende eines Christenlebens wird sichtbar, wie viel umsonst war. Und das Wenige, an das ich mich klammre, auch das wird mir genommen – und landet in der Tonne. Vermutlich.“

 

Nein! Eben nicht!

Jesus sieht und macht das anders. Ja, es geht manches verloren. Aber das ist kein Problem für den Sämann. Und Verlorenheit - die kann Gott nicht ausbremsen. Er ist ja gekommen, die Verlorenen zu suchen!

Nein. Jesus streut sich aus.

 

Ohne auf den Erfolg zu sehen. Oder genauer: Er hat nichts anderes im Visier. Er weiß, dass seine Aussaat hundertfach Frucht bringt. Er rechnet damit, dass die wenigen Worte, Gedanken und Taten sich auf fruchtbarem Land vervielfältigen. Da kommt was raus!

Ein Leben unter Jesu Verheißung landet nicht in der Tonne.

Es ist nicht umsonst. Es bringt Frucht.

Dreißig, sechzig, hundertfach.   


Kommentar schreiben

Kommentare: 0